Krefeld. Der NRW-Milchmarkt verzeichnete aufgrund der Corona-Pandemie im Gastronomiebereich Absatzeinbußen von bis zu 75%. Andere Segmente (Trinkmilch, Quark) konnten zeitweise zwar profitieren, aber insgesamt die Negativeffekte nicht ausgleichen. Der Export als wichtiger Faktor des Marktes stand ebenfalls unter Druck. Die Molkereien und Milcherzeuger mussten, wie alle Wirtschaftsbeteiligten, erhebliche Schutzmaßnahmen zur Verhinderung eines Corona-Ausbruchs etablieren und Prozesse anpassen. Dies sei der Milchbranche bislang sehr gut gelungen, so Geschäftsführer Dr. Rudolf Schmidt in der ersten digitalen Jahrespressekonferenz der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e.V. (LV Milch NRW): „Das systemrelevante Segment Milchwirtschaft in NRW hat im Bereich Erzeugung, Verarbeitung und Logistik einen wirklich guten Job gemacht“. Im dritten Jahr in Folge hat die Trockenheit in vielen Regionen von NRW erhebliche Auswirkungen gehabt. Nicht nur die Futtersituation werde zunehmend knapper, viele Betriebe sehen sich im Jahr 2020 in einer Art Belagerungszustand. Niedrige Erlöse, hohe Produktionskosten, die Auswirkungen der Düngeverordnung sowie steigende Anforderungen des Handels und eine gesellschaftliche Diskussion um Nachhaltigkeits- und Tierwohlthemen belasten die Milcherzeuger. In vielen Betrieben mussten bereits die letzten Reserven mobilisiert werden. Im Ergebnis ist landesweit eine deutliche Reduzierung der Rinder- und Milchviehbestände festzustellen. Die Milchproduktion blieb jedoch bislang stabil. Positiv ist zu vermerken: Regionalität punktet wieder. Direktvermarkter, Hofläden und Milchtankstellen erleben einen deutlichen Aufschwung. Die Bereiche Gastronomie und Export haben ab Mitte des Jahres wieder leicht aufgeholt, sehen sich jetzt aber wieder verschärften Marktsituationen gegenüber. Die Milchwirtschaft werde ihrer Verantwortung für eine umweltbewusste und nachhaltige Produktion von Milch und Milchprodukten seit langem gerecht, so Wilhelm Brüggemeier, Westfälischer Vorsitzender der LV Milch NRW. Dabei sei eine flexible Orientierung in dem sich verändernden Umfeld der gesellschaftlichen und agrarpolitischen Anforderungen zwingend. Dies gelinge aber nur durch eine nachhaltig wirtschaftliche Milchproduktion. Die bundesweiten Protestaktionen in der zweiten Jahreshälfte haben den Blick auf die bedrohliche Situation der Milcherzeuger geschärft, dennoch stehen immer mehr Erzeugerbetriebe vor der Existenzfrage.
NRW-Milchmarkt kompakt
Die in NRW konventionell erzeugte Milchmenge (Jan.-Okt. 2020) ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,7% gestiegen. Auf Bundesebene zeigt sich der Anstieg mit einem Plus von nur 0,3% deutlich moderater. Bei Butter und Milchfett ist zu beobachten, dass diese im Jahresverlauf bis Oktober als durchaus stabil zu bezeichnen sind, wenn auch preislich rund 7 % unter dem Vorjahresniveau. Butter (250 g, als Handelsmarke) lag im Schnitt bei 1,42 € (Jan.-Okt. 2020). Der Absatz von Milch und Käse ist in Deutschland in 2020 (Jan.-Okt.) über das gesamte Sortiment der weißen und gelben Linie angestiegen. Erneut sind deutliche Zuwächse bei Bio-Trinkmilch (+15,5%) und bei Weidemilch (+17,9%) im Vorjahresvergleich zu verzeichnen. Die Auszahlungspreise bewegten sich in NRW - wie auch auf der Bundesebene – im Jahr 2020 weniger volatil als in den Vorjahren: mit 32,19 Cent pro kg konventioneller Milch (4,0% Fett/3,4% Eiweiß) leicht (-1,4%) unter dem Vorjahresniveau.