Engelskirchen/Krefeld. Die Halbjahrespressekonferenz der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V. (Milch NRW) fand auf dem Hof Sonnenborn der Familie Stöcker in Engelskirchen statt. Der Geschäftsführer, Dr. Rudolf Schmidt, erläuterte die Lage auf dem NRW-Milchmarkt:
Die europäische Milchanlieferung ist im Zeitraum Januar bis April im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 % zurückgegangen. In Deutschland (-4,3 %) und NRW (-2,8 %) wurde sie noch deutlicher gedrosselt. Nach zwei wirtschaftlich katastrophalen Jahren, ist der derzeitige Anstieg der Erzeugerpreise auf aktuell ca. 0,33 € (4 % Fett, 3,4 % Eiweiß), notwendig, um die entstandenen finanziellen Einbußen der Milcherzeuger einigermaßen auszugleichen. Obwohl das Russlandembargo weiter anhält und Produktionssteigerungen in Neuseeland und den USA beobachtet werden, ist eine weitere Erholung der Erzeugerpreise zu erwarten. Das Anziehen der internationalen Märkte ist trotz einer entgegengesetzten Entwicklung auf den Fett- und Eiweißmarkt dafür ausschlaggebend. Dies liegt u. a. an der Verknappung und einem historischen, mittlerweile „ungesunden“ Preisanstieg im Segment Butter. Mit der außerordentlichen Preiserhöhung um 40 % im LEH geht ein Absatzrückgang um 7,6 % einher. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gelehrt, dass nachhaltige Preisverbesserungen mittelfristig für die Milcherzeuger von höherem Nutzen sind, als kurzfristige und drastische Preissteigerungen. Bei zu heftigen Preisausschlägen, wenden sich Verbraucher, Industrie und Lebensmittelhandel alternativen Produkten zu. Ein anhaltender Anstieg beim Biomilchabsatz deutet auf eine zunehmende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen hin. Der Handel greift diese verstärkt auf und weitet vertragliche Auflagen an den Rohstofflieferanten stetig aus. Nicht mehr nur in der Nische werden Alleinstellungsmerkmale etabliert (GVO-freie Fütterung; Weidemilch etc.). Zusätzlich zu den Vorgaben des Handels kommen gesetzliche Umweltauflagen wie die Düngeverordnung einschränkend hinzu.
Die wirtschaftlich schwierige Lage in den letzten zwei Jahren hat in NRW besonders deutliche Spuren hinterlassen. Während laut Statistischem Bundesamt auf Bundesebene 2,7 % weniger Milcherzeuger als zu Jahresbeginn zu verzeichnen sind, schlägt sich in NRW der Strukturwandel auf der Erzeugerseite mit drastischen -8 % im Vergleich zum Vorjahr nieder. „Milcherzeugung muss stärker Dialog orientiert stattfinden“, so Hans Stöcker, Vorsitzender von Milch NRW, Vorstandsmitglied bei FrieslandCampina und Landwirt aus Engelskirchen. „Als ein auf Milcherzeugung spezialisierter Familienbetrieb sehen wir uns für die Zukunft gewappnet, denn die Verbindung von Ökonomie, Nachhaltigkeit und Tierwohl wird bei uns seit Generationen gelebt.“