„Der Markt von morgen – Wer macht die Regeln?“ Diese Frage diskutierten die rund 120 Teilnehmer beim 11. „Forum Milch NRW“ der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e. V. (LV Milch NRW) am 7. September 2017. Der kritische gesellschaftspolitische Diskurs werde immer facettenreicher, so Hans Stöcker, Rheinischer Vorsitzender der LV Milch NRW. So hätten alle Marktteilneh-mer ihr ureigenes Interesse mitzuentscheiden, wie sich die Milchwirtschaft von morgen entwickelt. Ganz im Sinne des Projekts „Dialog Milch“ forderte er die Branchenvertreter dazu auf, sich am „runden Tisch“ den Fragen zu stellen, den Dialog stärker mitzugestalten und sich gemeinsam den Herausforderungen zu stellen.
Vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW überbrachte Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann die Grüße von Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking und ging auf die in der Milchwirtschaft anstehenden Herausforderungen ein. Die neue Landesregierung verfolge das Ziel, die Tierhaltung faktenbasiert an wissenschaftlichen Erkenntnissen und im Dialog mit den Tierhaltern für die Zukunft auszurichten. Dabei seien die Milcherzeuger mit der Haltung ihrer Tiere in Laufställen bereits auf einem guten Weg. Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg sei die Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbrau-cher, die es weiter zu verbessern gelte. Die Arbeit der Landesvereinigung der Milch-wirtschaft trage dazu vorbildlich bei und bietet eine gute Plattform den Dialog zu führen.
Der Geschäftsführer der Arla Foods Deutschland GmbH, Winfried Meier, sieht für den Markt von morgen den Bedarf von fairen und nachhaltigen Regeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dazu seien auch ausgewogenere Beziehungen zwi-schen Handel und Industrie notwendig. Für ihn steht dabei ein konstruktiver Dialog über eine langfristige Partnerschaft, die in einer Win-Win-Situation mündet, im Vor-dergrund. Unbenommen dessen werde der Milchmarkt immer globaler. Es sei klar, dass Entwicklungen in China und Russland den Milchpreis, der in Deutschland erwirt-schaftet wird, massiv beeinflussen. Globale Auswirkungen, die das Ungleichgewicht zwischen Milchangebot und -nachfrage prägen, werden sicher noch stärker. Nicht zuletzt werde der Verbraucher die Entwicklungen der Branche stark mitbestimmen.
Der Regierungsdirektor und Berichterstatter in der 2. Beschlussabteilung des Bun-deskartellamts, Dr. Uli Barth sieht den Milchmarkt in einer spannenden Phase. Der-zeit finde die Neuorientierung beim Übergang vom regulierten zu einem marktwirt-schaftlich organisierten Markt statt. „Die Marktteilnehmer am Milchmarkt haben die Möglichkeit, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und die Regeln zu bestim-men. Sie nutzen ihre Möglichkeiten bislang aber unzureichend. Die Zeit des Quoten-regimes gehöre der Vergangenheit an.“
Für Peter Manderfeld, Vorstandsvorsitzender der Hochwald Milch eG und Stv. Vor-sitzender der IG Milch, müssen die Regeln für den Markt von morgen von der Erzeu-gerseite mit entwickelt werden. „Wenn wir Landwirte in Zukunft den Milchmarkt ak-tiv mitgestalten wollen, brauchen wir starke Genossenschaften, die in unserem Inte-resse die Regeln für den Milchmarkt der Zukunft schaffen.“ Gelingt dies nicht, so Manderfeld, bedeute das einen massiven Verlust an Einflussnahme für die Milchvieh-halter.
Enrico Krien, Manager Analytic Consulting, The Nielsen Company (Germany) GmbH, sieht die Weiße Linie vor großen Herausforderungen. „Die Deutschen konsumieren im deutschen Lebensmitteleinzelhandel weniger. Vor allem Milch und Fruchtjoghurt und die Dessertsparte sind deutlich unter Druck.“ Die Aktionsschraube scheine kein Ende zu nehmen. Trendige Segmente und Alternativen wie Protein, Bio, Laktosefrei setzen weiterhin starke Impulse. Mehrwert werde durch spezielle Ausprägungen ge-schaffen.
Moderiert vom LZ-Rheinland Chefredakteur Detlef Steinert nutzten die rund 120 Teilnehmer die Gelegenheit, die angesprochenen Aspekte eingehend mit den Referenten zu diskutieren und zu vertiefen. Aktiver Dialog am „runden Tisch“ der Milchwirtschaft.