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Zwei Schritte vor und drei zurück? - Mensch ärgere dich nicht!

Forum Milch NRW 2024 in Schwerte


Das 17. Forum Milch NRW der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e. V. (LV Milch NRW) fand am 4. September 2024 in der Rohrmeisterei in Schwerte statt. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten dort, wie der Branche trotz Krisen und Einschränkungen weiter wirksames Handeln ermöglicht werden kann. Der Rheinische Vorsitzende der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW, Hans Stöcker, stellte in seinem Eingangsstatement fest, dass sich in der Branche immer häufiger Ohnmachtsgefühle und Verdruss einstellten, obwohl diese ja durchaus proaktiv agiere und – nicht nur vermeintlich – bereits vieles richtig mache. Die Branche leiste einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen regionalen Produktion von Lebensmitteln in einer Gunstregion. Auch im Zuge der gesellschaftlichen Diskussion um Tierwohl und Klima gebe es sehr gute Argumente, Strategien und zukunftsweisende Ansätze. Sein Appell: Weiterhin auf dieses Pfund zu setzen und sich dieses immer wieder bewusst zu machen.

Vom Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen griff Staatssekretär Dr. Martin Berges in seinem Grußwort das Thema des Milchforums auf. Es sei wichtig, den Diskurs zu führen und Gesellschaft und Politik auf Probleme aufmerksam zu machen. Dies sei mit den Trecker-Demonstrationen auch eindrucksvoll gelungen und die Bundesregierung und die Europäische Kommission hätten z. B. mit dem Agrarpaket bereits Schritte in die richtige Richtung eingeleitet. Allerdings bleibe es weit hinter den Ankündigungen zurück und echte Entlastungen und Perspektiven für die Tierhaltung fehlen noch. Nordrhein-Westfalen werde daher nicht nachlassen, die Nöte und Bedürfnisse der Bäuerinnen und Bauern weiter nach Brüssel und Berlin zu tragen und auf Lösungen drängen.

Der Soziologe und Zukunftsforscher Prof. Dr. Thomas Druyen, Präsident und Geschäftsführer der opta data Zukunfts-Stiftung gGmbH, ging in seinem Impulsvortag der Frage nach, wie wir uns neu positionieren und die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft besser anpacken können. In seinem Vortrag „Die Zukunft der Milch – Perspektiven aus der Zukunftspsychologie“, erläuterte er, warum sich der Mensch bei stetig zunehmender Informationsdichte gern auf das Gewohnte zurückzieht und weshalb statt Rückzug ein aktiver Umgang mit Veränderungen auch für die Branche der Schlüssel für eine wirksame Zukunftsgestaltung sei. In seinem Impuls beleuchtete er die unterschiedlichen Ausgangslagen der Generationen und warum hier Vermittlungsarbeit notwendig sei. Prof. Druyen, der sich selbst als „Milchfan“ bezeichnet, sieht hier geistige Beweglichkeit und Perspektivwechsel zwischen den Generationen als eine unserer wichtigsten Zukunftschancen. In Bezug auf die Land- und Milchwirtschaft als systemrelevante Branche rät er: „Wenn Milch als Lebenselixier empfunden werden soll, dann muss ich dafür im Kindergarten ansetzen“, denn im täglichen Leben der meisten Menschen seien Landwirtschaft und die Erzeugung von regionalen Lebensmitteln und 


deren Bedeutung nicht mehr präsent. Veränderung komme nicht von außen, die Branche habe viel mehr selbst in der Hand als sie denkt.

Für Karsten Schmal, dem Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbandes, haben die Proteste Anfang des Jahres in besonderer Weise zum Ausdruck gebracht, dass es sehr viel Verständnis und Wertschätzung von Seiten der Verbraucher und im vor- und nachgelagerten Bereich im Sektor gibt. Das zu erfahren tat gut. Auf Seiten der Politik hingegen sei sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene eher das Gegenteil zu beobachten. Weder gebe es klare Bekenntnisse für eine heimische Produktion, noch klare Rahmenbedingungen für zukunftsfähige Betriebe, geschweige denn klare Kante in puncto Vertrauen. Mit Blick auf multinationale Krisen und sich damit einhergehend veränderten Märkten werde ländliche und landwirtschaftliche Infrastruktur hierzulande aber immer wichtiger. In der Tendenz jedoch führten immer häufiger auch gut gemeinte Programme zur Stärkung der Landwirtschaft in der Ausgestaltung nur zu Mehraufwand und Bürokratie. Dabei sei Deutschland bei Tierwohl, Nachhaltigkeit und Klimaschutz doch mehr als nur auf einem guten Weg. Unterm Strich lasse sich bei allen Herausforderungen mit Blick auf langfristige Perspektiven aber zumeist immer noch ein positives Zukunftsbild ableiten. Alles wie immer war gestern. Mut zu mehr Optimismus tue der Branche gut. Positive Ausstrahlung sowieso. 

Detlef Latka, stellv. Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes, wünscht sich mehr Augenhöhe. Handel und Politik sollten die Branche machen lassen, denn sie mache es schon sehr gut. Die Gesetze des Marktes lassen sich nicht aushebeln, so der CEO der genossenschaftlichen Molkerei Hochwald Foods GmbH. Bei der Diskussion um die nationale Anwendung von Artikel148 GMO zeige sich das im Besonderen: statt Entbürokratisierung noch mehr Regulierung und Eingriffe in das Markt- und Genossenschaftswesen. Um Ressourcen zu schonen, die Umwelt zu entlasten und die Gesundheit zu fördern, setzt Politik mit neuen DGE-Empfehlungen auf Ernährungswandel. Grundsätzlich seien die Ziele gut, in der Maßnahmenausgestaltung vermisse er jedoch an vielen Stellen die wissenschaftliche Fundiertheit. Auch der Umgang mit den Themen Nutriscore oder Reformulierung gehe – politisch angestrengt – häufig auch gegen die heimische Produktion. Sich mit den Zukunftsfragen auseinanderzusetzen und vorbereitet zu sein auf das, was kommt, sei im molkereieigenen Programm „Prepaired for tomorrow“ aber auch in der Branche insgesamt der Blick auf nationale und globale Entwicklungen Grundvoraussetzung für erfolgreiches Agieren am Markt. Hier liege Deutschland insgesamt schon sehr weit vorne.

Moderiert von LZ-Rheinland Chefredakteur Detlef Steinert, nutzten die Teilnehmer im Publikum die Gelegenheit, die angesprochenen Aspekte eingehend mit den Referenten zu diskutieren und zu vertiefen. Aktiver Dialog am „runden Tisch“ der Milchwirtschaft.

 

Bild 1 (Gruppenfoto) v.l.n.r zu sehen: Moderator Detlef Steinert, Chefredakteur der LZ Rheinland; Detlef Latka, stellv. Vorsitzender Milchindustrie-Verband e. V.; Karsten Schmal, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes; Cornelia Langreck, Präsidentin des Westfälisch-Lippischen LandFrauenverband e.V.; Hans Stöcker, Rheinischer Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. (LV Milch NRW); Benedikt Langemeyer, Westfälischer Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e.V. (LV Milch NRW); Prof. Dr. Thomas Druyen, Direktor an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. 

Bild 2 (Podium) v.l.n.r.: Karsten Schmal, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes; Detlef Latka, stellv. Vorsitzender Milchindustrie-Verband e. V.; Prof. Dr. Thomas Druyen, Direktor an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien und Moderator Detlef Steinert, Chefredakteur der LZ Rheinland

Bild 3: (Grußwort) Dr. Martin Berges, Staatsekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. 


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Frank Maurer

Tel. 02151 4111-410
Mail maurer(at)milch-nrw(dot)de

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